Lockdown – Downs: Selbstfürsorge


Die Kontaktbeschränkungen sind psychisch für viele Menschen schwer ertragbar: Es kommen Ängste hoch, Menschen fühlen sich einsam…

Die Kontaktbeschränkungen sind psychisch für viele Menschen schwer ertragbar: Es kommen Ängste hoch, Menschen fühlen sich einsam. Ich habe mit Stefanie Pausch von den Pyschologists for Future gesprochen und sie gefragt, was wir gerade jetzt für unsere mentale Gesundheit tun können.

Die Selbstfürsorge-Tipps sind vor allem an junge Aktivist*innen gerichtet. Vielleicht kannst du auch etwas damit anfangen, wenn du nicht aktivistisch unterwegs bist.  

Wichtig: Diese Tipps ersetzen keine Therapie! Suche dir bitte Hilfe, du bist das wert.

Druck!: Die Corona-Pandemie macht für viele Menschen den Alltag schwieriger. Plötzlich gibt es keine Trennung mehr zwischen Arbeit, Entspannung, Essen und Schlafen. Wie können wir gerade jetzt im Lockdown gut für uns sorgen?

Die Corona-Pandemie und der Lockdown und vor allem auch die große Unsicherheit, wie lange das alles noch gehen wird, ist für uns alle eine riesengroße Herausforderung. Viele meiner KlientInnen erzählen mir, dass es Ihnen deswegen schlecht geht, fügen aber oft hinzu, dass sie ja „keinen Grund hätten zu jammern“. Ich finde es erst mal wichtig, zu betonen: Ja, es ist verdammt schwierig und psychisch belastend! Und diese Gefühle müssen auch da sein dürfen und sollten nicht klein geredet werden. Es ist wichtig, sich in diesen Zeiten mit anderen zu verbinden, egal ob am Telefon oder beim gemeinsamen Spaziergang. Versucht, euch einigermaßen klare Routinen anzugewöhnen: feste Arbeits- und Pausenzeiten. Geht mindestens einmal am Tag länger aus der Wohnung, nicht nur zum Einkaufen, sondern geht raus in die Natur. Ich glaube, die Natur kann in diesen Zeiten mehr denn je ein großer Kraftort sein. (Und gewöhnt euch an, bei euren zahlreichen Zoom Meetings am Anfang und Ende ein kurzes Check-In und Check Out zu machen, also euch mitzuteilen, wie es euch gerade persönlich geht.)

Druck!:  Bevor ich angefangen habe, in unterschiedlichen Kontexten aktiv zu werden, hätte ich nicht gedacht, wie überfordernd das manchmal sein kann. Manchmal wache ich mitten in der Nacht auf und frage mich mit klopfendem Herzen, ob ich wohl irgendein wichtiges To-do vergessen habe? Wie kann ich damit umgehen?

Ich selbst kenne solche Phasen auch. Die gehören glaub einfach dazu, wenn man sich z.B. aktiv engagiert. Mir hilft dann immer Aufschreiben, die Dinge sozusagen aus dem Kopf aufs Papier bringen. Man kann es sich auch zur Gewohnheit machen, abends ein paar Zeilen zum vergangenen Tag aufzuschreiben, das, was schön war und vielleicht, was man sich für den nächsten Tag vornimmt. Und unbedingt lernen, andere aus der Ortsgruppe um Hilfe zu bitten, wenn es wirklich zu viele To do’s sind, also delegieren und Verantwortung abgeben.

Gut ist z.B. auch, abends mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen das Handy auszumachen und nicht mehr erreichbar zu sein und etwas Entspannendes zu machen (z.B. Meditieren oder Musik hören).

Druck!: Viele AktivistInnen sind nach ein paar Jahren total ausgebrannt, weil sie sich vollkommen übernommen haben – der Aktivismus ist ja auch sehr wichtig! Mir ging es jetzt auch einige Monate sehr schlecht und ich konnte fast keinen Aktivismus mehr machen. Welche Tipps hast du für Menschen, die sich längerfristig engagieren möchten?

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass der Kampf um Klimagerechtigkeit ein Marathonlauf und kein Sprint ist. Ich finde es total gut, dass du auf dich und deinen Körper gehört hast und diese Pause gemacht hast. Wer sich längerfristig engagieren möchte, sollte sich immer bewusst zu machen, dass wir nicht allein sind mit unserem Engagement, dass wir viele sind und das nur gemeinsam packen können. Wer merkt, dass er physisch und psychisch erschöpft ist, sollte sich Zeit nehmen zur Regeneration. Macht lieber weniger und verteilt es auf viele Schultern, nehmt euch Zeit für Selbstfürsorge (genügend Schlaf, Zeit für Sport und andere Dinge, geht Hobbys nach, die nichts mit Aktivismus/Arbeit zu tun haben).

Druck!:  Viele KlimaaktivistInnen kennen sie: die Klimaangst. Die dadurch ausgelösten schlaflosen Nächte und die ständige Unruhe kennen wahrscheinlich viele – ich auch. Was kann ich tun, wenn ich nur noch über die Katastrophen nachdenke? Und ist eine solche Klimaangst nicht auch völlig berechtigt?

Diese Angst ist absolut berechtigt und sollte auf keinen Fall pathologisiert werden, sie ist eigentlich eine sehr normale und angemessene Reaktion darauf, dass man erkannt hat, dass es einen krassen menschengemachten Klimawandel gibt, der unsere Lebensgrundlagen existentiell bedroht. Natürlich macht das Angst, und oft erlebt man auch Wut und Hilflosigkeit. Wenn man es schafft, diese Gefühle zuzulassen und dadurch ins Handeln kommt – wie ihr das ja alle tut – dann ist das sehr positiv und sinnvoll.

Das Thema psychische Gesundheit beschäftigt mich  – nicht nur aus meiner persönlichen Betroffenheit und meinem sozialen Umfeld. Deswegen habe ich vor, in den nächsten Monaten mehr zum Thema Selbstfürsorge, Therapie und mental health zu schreiben.

Welche Podcasts ich gerade zu diesen Themen höre: Wege aus der Depression – Stahl aber herzlich

Mariannes Kaffeekränzchen – „Depressionen? Mach doch einfach mal ein bisschen Sport“

SoulFood Journey Podcast zum Thema Essstörung

Kopfsalat – Freunde fürs Leben Podcast

Bar Talk – Freunde fürs Leben

Hast du Fragen und Themen, die dich beschäftigen, die du mit uns teilen willst? Schreib uns gerne an redaktion@druckmagazin.org!!!

Du hast einen Podcast gehört und bemerkst Symptome einer psychischen Erkrankung? Dann hole dir BITTEBITTE Hilfe! Du bist es wert.

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